2021
In dem Band sollen erstens die kulturgeschichtlichen Hintergrunde der gegenwartigen Umwalzungen im Mensch-Natur-Verhaltnis analysiert werden. Zweitens soll hinterfragt werden, ob die gegenwartige Krise eine konzeptionelle Neubestimmung des Wertes der Natur in ethisch-normativer Hinsicht erforderlich macht und welches die juristischen Konsequenzen einer solchen Neubestimmung waren. Drittens ist die Fragestellung des Bandes auch auf die anthropologische Dimension des auf grundlegende Weise gewandelten Mensch-Natur-Verhaltnisses gerichtet. Symbolisch steht fur diesen Wandel die Bezeichnung unserer Gegenwart als Anthropozan. Im August 2016 wurde dieser Name offiziell von der Internationalen Geologischen Gesellschaft angenommen, nachdem am Ende nur noch strittig war, wann diese Epoche begann und welcher Marker als Kriterium fur ihren Beginn genommen werden sollte: die Verbreitung von Plastikmull, Beton, Russ, Huhnchenknochen oder die Anreicherung radioaktiver Elemente im Boden (man einigte sich auf letztere und das Jahr 1950 als Beginn). Dass diese Veranderung nicht nur objektiv zu dokumentieren ist, sondern ein bedrohliches Szenario darstellt, dafur stehen die Themen Klimawandel und Biodiversitat, denen in diesem Band mehrere Beitrage gewidmet sind.
Anthropocene – Climate Change – Biodiversity: Transdisciplinary perspectives on the changing relationship between humans and nature
The volume will firstly analyze the cultural-historical background of the current upheavals in the relationship between man and nature. Secondly, it will question whether the current crisis requires a conceptual redefinition of the value of nature in ethical-normative terms and what the legal consequences of such a redefinition would be. Thirdly, the volume also addresses the anthropological dimension of the fundamentally changed relationship between man and nature. Symbolically, this change is represented by the designation of our present day as the »Anthropocene«. In August 2016, this name was officially adopted by the International Geological Society, after it was only disputed at the end when this epoch began and which marker should be used as a criterion for its beginning: the spread of plastic waste, concrete, soot, chicken bones or the accumulation of radioactive elements in the ground (the latter was agreed upon and the year 1950 as the beginning). That this change is not only to be documented objectively, but that it represents a threatening scenario is demonstrated by the topics »climate change« and »biodiversity
2016
Im Rahmen der heutigen Okologie- und Bioethik-Debatte, aber auch in der durch die Fortschritte der Neurowissenschaften ausgelosten Diskussion uber die Natur der Freiheit kommt der begrifflichen Bestimmung des Lebens und den damit einhergehenden anthropologischen Konsequenzen zentrale Bedeutung zu. Worin besteht das Wesen des Lebendigen und wodurch unterscheidet es sich vom Anorganischen? Was charakterisiert das spezifische Verhaltnis von lebendem Organismus und Umwelt? Und wie lasst sich im Rahmen einer Kontinuitat des Lebens der Mensch als eine Lebensform unter anderen Lebensformen in der Natur begreifen, ohne seine besondere Stellung zu bestreiten? Hegel und Plessner haben schon im 19. bzw. 20. Jahrhundert versucht, diese heute so aktuellen Fragen zu beantworten, wobei sie in ihren philosophischen Konzeptionen zugleich die Ergebnisse der Naturwissenschaften ihrer Zeit reflektierten. Wahrend Hegel im Rahmen seiner Philosophie des absoluten Geistes bestrebt ist, die Idee des Lebens logisch herzuleiten, entwickelt Plessner eine Lebensphilosophie, in der das Leben gegenuber dem Geist als das Fundierende aufzufassen ist. Trotz dieser unbestreitbaren Differenz gehen beide Denker in ihrer Konzeption von einer ideellen Stufung der Natur aus, deren Dialektik die spezifischen Unterschiede zwischen Pflanze, Tier und Mensch entspringen. Wie in der vorliegenden Schrift dargelegt wird, kommt hierbei dem Begriff der Grenze besondere Bedeutung zu.
The Idea of Life. On the concept of Limit in Hegel and Plessner
In the current ecological and bioethical debate, as well as in the discussion about the nature of freedom triggered by the advances in neuroscience, the conceptual definition of life has got a fundamental importance. What is the essence of the living, and how and why do the living beings differ from the inorganic things in nature? What characterizes the specific relationship between the living organism and its environment? And how can we understand the obvious continuity of life without denying that man, as a thinking and reasoning creature, as “animal rationale”, has a special position in nature? In the nineteenth and twentieth century, Hegel and Plessner already tried to find an answer to all these questions, which are so urgent today. At the same time, they interpret and reflect the results of the natural sciences of their time in the context of their respective philosophical conceptions. According to both thinkers, the different levels of organic being, especially the differences between plants, animals, and men, are based on ideal final causes.
2012
Oftmals werden Natur und Kultur als unversöhnliche Gegensätze aufgefasst. Dem widersprechen die Beiträger dieses Buches. Sie verfolgen das Ziel, Kontinuitäten im Mensch-Natur-Verhältnis herauszustellen und die humane Kultur als spezifische Seinsweise und Seinsregion innerhalb der Natur auszuweisen. Dabei wird auch die Frage thematisiert, welchen Stellenwert technische Prozesse und mit ihnen assoziierte Denkweisen und Denkmuster in Natur und Kultur einnehmen.
2000
Whitehead hat den Gegenstand seiner spekulativen Kosmologie als „art of life“ qualifiziert und damit zugleich eine Erweiterung unseres Naturbegriffs eingefordert. Subjektivität und Empfindungsvermögen sind in dieser Metaphysik nicht allein dem Menschen vorbehalten. Sie sind Grundformen einer Natur, die als schöpferischer Prozeß in all ihren Bereichen auf Selbstentfaltung, Steigerung von Wert- und Erfahrungsintensität ausgerichtet ist. Ziel dieser Studie ist es, darzulegen, wie Whitehead durch seine Synthese von Kreativität und Rationalität zu einem neuartigen Verständnis von Subjektivität und Leben vorzudringen vermag und darin zugleich den Komplexitätszuwachs im evolutiven Geschehen anhand von ästhetischen Paradigmen deuten kann.
“Whitehead’s Synthesis of Creativity and Rationality. Transformation and Reflection in Alfred North Whitehead’s Philosophy of Nature”
Whitehead, calling for a widening of our concept of nature, termed the subject of his speculative cosmology “Art of Life”. The aim in this book is to demonstrate how Whitehead, by means of synthesis of creativity and rationalism, is capable of elaborating a new understanding of nature and life while simultaneously explaining the complexity of evolutionary events by means of aesthetic paradigms. In Whitehead’s philosophy, the postulate for such a new concept of nature corresponds, on the one hand, to the new developments in science, insofar as physics has undergone in the twentieth century a radical revision of its basic concepts, which has been undertaken by relativity and quantum theory. On the other hand, Whitehead warns already in 1925 about the fatal consequences that the mechanistic comprehension of nature may have for human interaction with nature. According to Whitehead, modern science reduces nature to dead matter. In doing so, the intrinsic value of the environment is ignored, and also the true relationship between the organism and the environment.
2013
Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen – insbesondere der Gentechnik – geht Stascha Rohmer im vorliegenden Buch der Frage nach, ob die Liebe für eine wahrhaft humane Existenz unentbehrlich ist und in diesem Sinne eine ontologische Notwendigkeit darstellt. Im Zentrum der Abhandlung steht die These, dass das humane Leben im Wesentlichen eine Folge des Zusammenspiels von drei aufeinander folgenden Generationen ist. Von diesem Ausgangspunkt aus wird nicht nur ein allgemeiner Zusammenhang von Liebe, Subjektivität, Individualität und Generativität aufgezeigt, sondern auch die Wirklichkeit der Liebe wird in den spezifischen Strukturen der humanen Generativität konkret nachgewiesen, wobei letztere vom Autor ebenso materiell wie spirituell aufgefasst werden. In kritischer Auseinandersetzung mit der Hegelschen Dialektik will Rohmer damit einen Beitrag zur Überwindung der überkommenen Spaltung von Natur und Geist auf der einen und Natur und Kultur aus der anderen Seite leisten.
Love – Future of an Emotion
Against the background of recent developments in science, especially in genetic engineering and the possibility of cloning, the book explores the question of whether love is indispensable for a truly humane existence. The investigation assumes that human life is essentially a consequence of the interplay of three successive generations, whereas a description of the generative structure of animals requires only two generations (ancestors and descendants), as it happens, for example, in Darwinism. Starting from these considerations, the book makes evident a close anthropological relationship between love, subjectivity, individuality, and generativity. In a further step, the investigation interprets the specific structures of human generativity as material, as well as spiritual. The objective of this explanation is to make a contribution to the overcoming of the traditional division between nature and spirit, as well as between nature and culture. Finally, the book seeks to establish a connection between German and Spanish thought, particularly between Hegel and Ortega y Gasset.
2013
¿Podemos afirmar hoy, en vista de los avances de la biología y de la ingeniería genética, que el ser humano depende del amor, de amar y de ser amado, del mismo modo en que su naturaleza animal le lleva a depender del alimento físico para poder sobrevivir? ¿Se puede justificar racionalmente la creencia de que, como dijo Erich Fromm, «la humanidad no podría existir ni un solo día sin amor»? Esta pregunta acerca de la necesidad absoluta de dicho sentimiento, sobre si es constitutivo de la existencia del ser humano como tal y supone por lo tanto una necesidad ontológica, formará el núcleo del presente ensayo. Partiendo de la tesis de que la vida humana es una consecuencia de la interacción de generaciones sucesivas, y recurriendo a la dialéctica hegeliana, Rohmer busca superar la disociación clásica entre naturaleza y espíritu, por un lado, y entre naturaleza y cultura, por otro, y argumenta que la esencia de la existencia humana es la libertad, enraizada en un tipo de amor que trasciende lo corpóreo y lo sensual.
Love – Future of an Emotion
Against the background of recent developments in science, especially in genetic engineering and the possibility of cloning, the book explores the question of whether love is indispensable for a truly humane existence. The investigation assumes that human life is essentially a consequence of the interplay of three successive generations, whereas a description of the generative structure of animals requires only two generations (ancestors and descendants), as it happens, for example, in Darwinism. Starting from these considerations, the book makes evident a close anthropological relationship between love, subjectivity, individuality, and generativity. In a further step, the investigation interprets the specific structures of human generativity as material, as well as spiritual. The objective of this explanation is to make a contribution to the overcoming of the traditional division between nature and spirit, as well as between nature and culture. Finally, the book seeks to establish a connection between German and Spanish thought, particularly between Hegel and Ortega y Gasset.
2008
¨Übersetzt und eingeleitet von Stascha Rohmer
Ortega y Gasset ist nicht nur, einem Diktum Albert Camus‘ zufolge, „vielleicht der größte europäische Schriftsteller nach Nietzsche“, sondern auch ein bedeutender philosophischer Systemdenker. Als ein solcher zeigt er sich gerade in seinen Universitätsvorlesungen, die Schlüsseltexte zum Verständnis seines gesamten Werkes darstellen. Im Zentrum von Ortegas Denken steht die Überwindung der Dichotomie von Vernunft und Leben. Seine Kernthese, dass Vernunft überhaupt nur gelebt werden kann, insofern das Leben an sich selbst vernünftig verfaßt ist, kommt in den hier vorliegenden, erstmals in die deutsche Sprache übertragenen Vorlesungen, in äußerst prägnanter Weise zum tragen. Dabei wird das genuin Typische seines Ansatzes nicht zuletzt in seiner Auseinandersetzung mit Diltheys Deutung der Geschichtlichkeit des Lebensprozesses ersichtlich.
2001
„So, wie wir denken, leben wir. Darum ist das Sammeln philosophischer Ideen mehr als ein Studium für Spezialisten. Es formt unseren Typ der Zivilisation.“ Alfred North Whitehead
Der englische Philosoph Alfred North Whitehead gilt heute als bedeutendster Erneuerer der Metaphysik und Naturphilosophie im 20. Jahrhundert. Denkweisen, sein letztes großes Werk, beschäftigt sich mit der Frage, welche Aufgabe der Philosophie in jenem schöpferischen und kulturellen Prozeß zukommt, den wir als Zivilisation bezeichnen. Whiteheads Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Kraft der Spekulation als grundlegende Weise philosophischen Denkens.